Mayen, unsere deutsche Schwester
P.Y Girardin
Anlässlich des 45. Partnerschaftsjubiläums zwischen Joigny und Mayen, das am 3. und am 4. Oktober 2009 in Mayen gefeiert wurde (50. artnerschaftsfeier 2014 in Joigny), eröffnet uns das „Echo de Joigny“ seine Seiten.
Wir schätzen diese Möglichkeit ,die uns hier angeboten wird, besonders hoch , den Lesern der Zeitschrift, Mayen, ihren geographischen Standort, ihre geologische Geschichte in enger Verbindung mit Deutschlands aber auch……mit Frankreichs Geschichte dargestellt, besser kennenlernen zu lassen.
Die folgende Darstellung ist grob umrissen, sie sollte aber dem Leser erlauben, eine Ahnung über jene verschwisterte Stadt von 20000 Einwohnern zu gewinnen, die nur auf Ihren Besuch in naher Zukunft wartet.
Mayen: geographischer und geologischer Standort
Mayen liegt in einer Region mit Anhöhen , die 500 bis 800 Meter erreichen können. Die „bergartigen“ Hügelketten in der Umgebung von Mayen heissen Hunsrück, Taunus, Sauerland und sind eigentlich Bestandteile des Rheinischen Schiefergebirges.
Die Stadt Mayen liegt 35 Kilometer westlich der Stadt Koblenz, die sich am Zusammefluss von Rhein und Mosel befindet. Sie bildet mit Koblenz einen Kreis , dessen Initialen: MYK (für Mayen/Koblenz) man auf den Nummernschildern der PKW sehen kann.Sie gehört zum Land Rheinland- Pfalz, dessen Hauptstadt Mainz ist.
Unsere Schwester liegt geographisch in einem Becken des Eifeler Schiefergebirges, das die Geologiegeschichte ferner als Teil einer ehemaligen Senkungszone ansieht,welche sich von dem Mittelmeerbecken ausgehend über die Alpen, das Juragebirge und die Schweiz hin bis nach Deutschland herüberstreckt. Die verloschenen Vulkane, die die Umgebung um Mayen säumen, haben schon zur Vorgeschichtszeit zu einer Gewinnung der Basaltlava, zur Anfertigung von Werkzeugen Anlass gegeben.Das gilt zum Beispiel für die Mühlsteine, die im Eifeler Museum unter der Burg zu sehen sind.
Der Schieferuntergrund der Mayener Umgebung wurde andererseits sehr früh zur Schiefergewinnung genutzt. Diese entwickelte sich im Laufe der Geschichte immer mehr nach industriellen Massstäben bis zu den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, wo sie trotz hoher Abbaukosten bis heute immer noch vielen Lohnempfängern Arbeit bietet, allerdings auf eine einzige Firma (Rahtscheck) beschränkt.
Mayen und die Römerzeit
Die römische Besatzung wurde in Mayen durch drei Faktoren begünstigt:
- der bereits bestehende Abbau der Basaltlavasteinbrüche vor der Römerzeit.
- der Wille der Römer, die in Gallien schon bestehenden Verkehrswege zu verlängern.
- der Standort der Stadt an der Kreuzung zwischen einer süd-westlichen / nord-östlichen Achse, die von der Maas zum Rhein führt und einer Nord-Süd-Strecke, die von der Mosel zum Rhein leitet.
Die Römer haben wichtige Spuren ihrer Gegenwart in der Gestalt von Töpfereien hinterlassen, die auch im Burgmuseum zu sehen sind.Das römische Zeitalter endet mit den vorrückenden germanischen Sippen, etwa den Franken und Alemanen. Die Römer ziehen ihre Truppen von der Rheingrenze in Richtung Norditalien zurück. Mainz ist natürlich von dieser neuen Besatzung betroffen und die Franken lassen sich an der Stelle der ehemaligen Kolonisatoren nieder.
Religion und Politik im Laufe der Jahrhunderte in Mayen
Beide Bereiche sind geschichtlich eng miteinander verbunden. Innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation [2], eines politischen Gebildes, das aus der Teilung des Reiches Karls des Grossen entstanden ist, welches am Ende des späten Mittelalters von der Reformation Martin Luthers [3] stark betroffen gewesen war, hängt die Religionspraxis von der Entscheidung des Fürsten ab, dem das geographisch betrofffene Territorium unterstellt ist.
Mayen und die heutige Region von Rheinland- Pfalz sind damals dem Erzbistum Trier untergeordnet und vollständig katholisiert. Man kann übrigens anmerken,dass das Land Rheinland- Pfalz mit Bayern zu den deutschen Gebieten zählt, wo der Katholizismus am Lebendigsten geblieben ist, auch wenn die religiöse Praxis dort zurückgeht wie auf dem gesamten deutschen Territorium.
Je nach den Wahlentscheidungen, die von den verschiedenen Fürsten, Marktgrafen, Herzögen, etc…. aus politischen oder aus Überzeugung bei der Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Lutherianismus getroffen werden, weist das Heilige Römische Reich im ausgehenden Mittelalter eine äusserst religiöse Vielfalt nach der Stabilisierungsphase der jeweiligen Einflussgebiete auf, an deren Ende man ganz grob sagen darf, dass der Süden des Territoriums katholisch ist, während der Norden reformiert wurde.
Doch ,diese Stabilisierung schliesst die Aussicht auf spätere politische Änderungen nicht aus. So wechselt Mayen laut den Bestimmungen des Wiener Kongresses von 1815 das politische Staatsoberhaupt. Mayen wird ab diesem Datum und dies bis zum Jahr 1945 zum preussischen Besitz. Sie gerät also in die Einflusssphäre der evangelischen Religion, da das preussische Herrschergeschlecht, die Hohenzollern, evangelisch ist.
Die Stadtbewohner sind um diese Zeit des Geschichtsablaufs insofern nicht dazu verurteilt, sich zu bekehren. Der evangelische Einfluss wird erst ab diesem Zeitpunkt einfach an Boden gewinnen und ein neuer Gewichtsausgleich wird innerhalb der Bevölkerung entstehen, ohne dass die geschichtsbedingten katholischen Wurzeln davon verändert sein werden, wie der politsche Wendepungkt des „Kulturkampfes“ es belegen wird.
In den Jahren 1870/1871 vollzieht Preussen nämlich die deutsche Einheit . Der erste Kanzler des Zweiten Reiches (1871 – 1918), Otto von Bismarck, zielt darauf hin, die Einheit und die Selbsständigkeit dieser neuen Struktur zu festigen, indem er die Faktoren abzuschaffen oder jedenfalls abzuschwächen versucht, die im Laufe der Geschichte ein früheres Entstehen der deutschen Einheit vertagt haben.
Er leitet in Bezug darauf in den Jahren 1872-1873 gegen die deutsche katholische Kirche einen „Kulturkampf“ ein, der Gemeinsamkeiten mit betimmten Bestimmtungen des Trennungsgesetzes von Staat und Kirche (katholischer Kirche hauptsächlich) in Frankreich aufweist. Das ist der Fall für das Unterrichtsverbot, das gegen die religiösen Orden erlassen wird: der Jesuitenorden wird zum Beispiel aus dem Reichsterritorium verbannt.
Doch die Politik der zwei Länder weicht in diesem Sinne voneinander ab, dass der deutsche Staat keinen Bruch mit dem Katholizismus anstrebt, sondern seine Trennung von Rom, seine Verstaatlichung, wobei man ihm Entschädigungen anbietet. So regelt Bismarck beispielsweise die Ausbildung der Pfarrrer, indem er sie dazu verpflichtet, eine theologische Ausbildung zu besuchen, die von der Universität und nicht mehr von Priesterseminaren erteilt wird.Als Ausgleich dazu schlägt er ihnen einen Staatsbeamtenstatus im Rahmen eines Konkordats vor, das zwischen ihm und der deutschen katholischen Kirche unterzeichnet wird. Bismarck betreibt übrigens dieselbe Politik mit allen anderen Religionsgemeinschaften, die auf dem Reichsterritorium anwesend sind.
Der Kanzler treibt es nicht wirklich bis zum Bruch, er provoziert aber den deutschen „Ultramontanismus“. Die Katholiken aus Mayen, die sich bisher auf den ausschliesslich religiösen Bereich und auf die Vertreterrolle einer dem Vatikan sehr verhafteten Religionspraxis beschränkt hielten, fühlen sich durch seine Politik angegriffen und setzen sich entschlossen auf der politischen Kommunalebene ein, indem sie dem Zentrum beitreten, das auch auf Bundesebene eine Rolle spielt. Diese Partei, die eine sehr wichtige Rolle unter der Weimarer Republik (1919-1933) spielen wird, hat damals keineswegs das interkonfessionnelle Merkmal (katholisch – evangelisch), das sie im Laufe der Zeit und der Geschichte erwerben wird, um heute die CDU zu werden, die Partei der aktuellen Bundeskanzlerin, Angela Merkel, Tochter eines evangelischen Pfarrers.
Damals wird das Zentrum als anti-evangelischer Zusammenschluss empfunden, als Gegner einer Politik, die durch die Niederlage Frankreichs gegen Preussen die Niederlage des römischen Katholizismus gegen den Protestantismus symbolisiert. Die Protestanten schliessen sich ihrerseits in der liberalen Partei zusammen.
Was die Sozialisten angeht, treten sie den Reihen der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschland) bei, die mit ihrem äussersten linken Flügel, der zukünftigen kommunistischen Partei Deutschland, noch nicht endgültig gebrochen hat. Die Spaltung wird am Ende des XIX .
Jahrhunderts erfolgen. Dieser zweite Jahrhundertabschnitt bietet das Schauspiel einer äusserst gespaltenen Stadt, so sehr, dass ein damaliger Mediziner, der sich in Mayen niederlassen will, die versteckte Verpflichtung bedauert und anprangert, die ihm aufgezwungen wird, seine politischen und religiösen Sympathien zu bekennen. Jede Art der Zurückhaltung oder der Neutralität, die bei der Medizinausübung als selbstverständlich angenommen werden kann und ihm damals verweigert wird, bedeutet für ihn die Unmöglichkeit, seinen Beruf auszuüben.
Man muss, um diesen Kapitel abzuschliessen, von den antisemitischen Äusserungsformen der letzten zehn Jahre des XIX . Jahrhunderts sprechen, die doch schnell nachliessen angesichts des wenigen Nachklangs, die sie in der Bevölkerung fanden. Es gab in Mayen eine jüdische Gemeinschaft,die zum Teil seit mehreren Generationen in der Stadt lebte und zum Teil sich in Deutschland niedergelassen hatte infolge der Verfolgungen in Polen und Russland aber auch infolge der Öffnungspolitik des Zweiten Reiches, das aufgrund seines wirtschaftlichen Aufschwungs den Juden aus Osteuropa seine Grenzen ziemlich weit geöffnet hatte.
Diese neuen Einwohner haben zur Expansion und Entwicklung der Stadt weit beigetragen und man kann hinzufügen,dass dieser Bevölkerungsanteil der Stadt oder des Landes entgegen dem besonders nach der Machtergreifung von 1933 verbreitetem Bild der nazistischen Propaganda sich keineswegs als antideutsch verhielt,da die Juden beim ersten Weltkrieg oft einen bemerkenswerten Mut in den Reihen des deutschen Heeres aufbrachten und deswegen ausgezeichnet wurden.
Mayen und die Gründungsjahre des II . Reiches
Der zweite Teil des XIX . Jahrhunderts stellt mit der vollzogenen Einheit des Reiches eine Zeit der grossen ökonomischen Entwicklung dar.Das ist für Deutschland die Zeit der Gründer.Aus dieser Zeit stammt die Entstehung der grossen deutschen Unternehmen, die Ausrüstungsgüter exportieren,wie etwa Siemens, Bosch oder AEG.
Mayen geniesst ihrerseits den auf Reichsebene festgestellten Aufschwung auf dem Gebiet der Expansion der Basalt- und Schieferbergwerke , von deren Namen einer erhalten geblieben ist, derjenige der Firma Rathscheck. Der zweite damalige Arbeitgeber ist die Hutfirma Hertmanni, die ihre Erzeugnisse bis nach China ausführt. Die Angestellten schliessen sich zu gewerkschaftlichen Organisationen zusammen. Man muss auch die Neugestaltung der Handwerkerschaft hervorheben, die von der Produktion zur Reparatur und zum Vertrieb übergeht. Diese organisiert sich auch ihrerseits zu Berufsbranchen, die mehrere Aktivitäten umfassen.
Die Stadt Mayen lockt eine Bauernbevölkerung, die das Land fliehen und hoffen, dort insbesondere in der Bergbauindustrie eine ergiebige Stelle zu finden. Die Stadt gewinnt an Attraktivität,da sie zum Sitz von mehreren sozialen Einrichtungen wird, die den Arbeitslosen und den kleinen Landwirten zu Hilfe kommen ,die ihre Berufstätigkeit aufgeben mussten. Die Stadt sieht somit ihre Bevölkerungszahl zunehmen (sie geht 1817 von 2600 zu 1914 14700 Einwohnern über). Sie schliesst sich dank der Entwicklung des Strassennetzes der Aussenwelt auf und lässt einen Teil der Wallmauern niederreissen.
Auf dem sozialen Gebiet erlebt das Vereinsleben, das heute noch eines der Hauptmerkmale des sozialen Lebens in Deutschland ist, einen beachtenswerten Aufschwung , indem die rein beruflichen Gruppierungen aus den mittelalterlichen Zünften überwunden werden. Dieses Vereinsleben ist auch ein Mittel, eine umfangreiche Solidarität unter Enzelnen angesichts einer Welt zu sichern, die infolge einer in den Jahren 1880-1890 noch unzureichenden Hygienenversorgung Seuchen wie der Cholera immer noch ausgesetzt ist.
Immerhin wird sich Mayen zwischen 1890 und 1914 mit den passenden Ausstattungen (sanitären Anlagen, Wasserversorgung, Elektrizitäts-und Gasnetz )ausrüsten, was für damals im Vergleich zu anderen gleichgrossen Städten in anderen europäischen Ländern ein unbestreitbares Vorreiten darstellt.
Mayen und Frankreich
Man neigt dazu, zu denken , dass Zerstörungen, Plünderungen oder Ausschreitungen eine deutsche Spezialität wären. Die beiden Weltkriegen vorangehende Geschichte fordert einen auf, dieses Klischee zu nüancieren: Mayen war nämlich mehrmals mit der Geschichte Frankreichs konfrontiert.
Im Jahre 1689 wurde Mayen zunächst von den Truppen von Ludwig, dem XIV . zerstört, nachdem die Pfalz von denselben Truppen in Schutt und Asche gelegt worden war. In den Monaten nach dem Revolutionsausbruch bittet ein Verband von etwa 60 französischen Aristokraten, die Anhänger einer Rückkehr zur absoluten Monarchie in Frankreich sind, darum , sich vorläufig in Mayen niederlassen zu dürfen. Sie bekommen eine abschlägige Antwort.
Mayen wird schliesslich 1794 anlässlich der Expansionsphase der französischen Revolution von französischen Truppen besetzt. Die dem Funktionieren der Armee nötigen Plünderungen und Verurteilungen zur Zwangsarbeit schaffen nicht gerade eine Stimmung ,die ein Bekenntnis zu den revolutionären Gedanken begünstigen könnte, selbst wenn ein Bevölkerungsanteil an der Aufrechterhaltung des linken Rheinufers in französischem Besitz interessiert ist, mit dem Ziel, eine rheinische Republik zu gründen, um die Rückkehr der ehemaligen preussischen Herrscher zu vermeiden, die der Monarchie günstig sind.
Mayen und die beiden Weltkriege
In den beiden Weltkriegen befand sich Mayen in einer nach Meinung des deutschen Oberkommandos strategisch günstigen Lage und diente also als hintere Basis zum Weiterleiten von Truppen und Munitionen an die Front.
Im ersten Weltkrieg war Mayen der Durchgangsort der deutschen Truppen beim Überfall auf Belgien.Beim zweiten Weltkrieg erlaubte die Stadt den Truppen-und Waffennachschub in Richtung Ardennen bei der Gegenoffensive vom Winter 44-45 unter dem Kommando von Feldmarschall von Rundstedt. Als Antwort darauf wurde die Stadt am 2. Dezember 1945 von einem anglo-amerikanischen Bombenangriff zu 80% zerstört, bei dem viele Zivilisten ums Leben kamen.
Mayen heute
Die Stadt hat sich relativ schnell von ihrem Trümmerzustand erholt und die Bauwerke sind zum grossen Teil ein originalgetreuer Wiederaufbau von dem,was in der Vorkriegszeit existierte mit der Einrichtung von Ausstattungen, die dem modernen Leben nötig sind.
Die Stadt hat in ihr Territorium vier ehemalige unabhängige Kommunen eingemeindet. Mayen ist mit der Autobahn, die von Luxemburg kommt und nach Köln führt, gut versorgt. Sie liegt an keiner Hauptbahnstrecke, doch sichern Regionalzüge eine regelmässige Verbindung mit der grossen Bahnlinie Hamburg/ Basel in der Höhe von Andernach nordöstlich von Mayen.
Ähnlich vielen deutschen Städten hat sich Mayen in den Jahren des deutschen Wirtschaftswunders (1955/ 1974) stark verschuldet.In dieser Zeit hat sich die Stadt mit zahlreichen städtischen und sportlichen Ausstattungen ausgerüstet und hat in die städtischen Ausrüstungen viel investiert. Der heutige Trend ist an der Haushaltskürzung und an der Suche nach einer besseren Effizienz der öffentlichen Ausgaben orientiert. Die letzten Kommunalwahlen von 2008 haben einen Mehrheitswechsel herbeigeführt. Frau Veronika Fischer von der CDU hat die Folge von Herrn Günther Laux angetreten, der an der Spitze einer Koalition SPD / Grüne stand.
Im Namen des deutsch- französischen Freundschaftskreises
Pierre-Yves Girardin.
[1] Ausser meinen allgemeinen Kenntnissen über Deutschland nahm ich zum Verfassen dieses Artikels Bezug auf zwei Werke:
– Mayen. Dieser Band von 550 Seiten stellt eine Synthese aus unterschiedlichen Aspekten der Mayener Geschichte. Er stellt die Arbeit von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammen.
– Hubert Wolf „der Papst und der Teufel“ *ist das jüngste Werk eines Universitätsprofessors von der Universität Münster, das von den Beziehungen zwischen Pius, dem Zwölften und dem nazistischen Staat handelt und ein besseres Verständnis von dem ermöglicht, warum der Vatikan nach erbittertem Kampf gegen das Prinzip des Konkordats zur Zeit Bismarcks in seiner Erneuerung unter Hitler gegebenfalls die sehr fragwürdige Möglichkeit sah, die deutschen Katholiken zu „retten“, indem man ihnen das Risiko ersparte, dessen beschuldigt zu werden, als Befürworter des Vatikans in Deutschland „gleichgeschaltet “ zu werden.
[2] Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation macht einen Teil des nach seinem Tode zwischen seinen drei Söhnen geteilten Reiches Karls des Grossen aus. Es weist eine Besonderheit auf :der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wird von einem Kollegium von Kurfürsten gewählt ,die zum Teil politische, zum Teil geistliche Führer sein können. Dieser Statut des Kaisers erklärt zum Teil die politische Zerbrechlichkeit jener Struktur (im Unterschied zu Dynastien, die auf Blutsverwandtschaft begründet sind). Diese Zerbrechlichkeit wird weiterhin von den schwachen Befugnissen des Kaisers verschärft, der über eine Mosaik von über 300 Staaten von sehr unterschiedlicher Bedeutung herrscht, unter ihnen das Königreich Preussens, das letzten Endes im XIX .Jahrhundert über Österreich im Kampf um ein geeintes Deutschland die Oberhand gewinnen wird.
[3] Luthers Reform hätte noch grössere Folgen im politischen Bereich haben können. Nachdem er die Rechtmässigkeit des Feudalsystems in Frage gestellt hatte, unterstützte Luther die Macht der Fürsten, als er einsah, dass die durch seine Reform versursachten politischen Unruhen fürs Überleben der Feudalgesellschaftsordnung überhaupt gefährlich sein konnten.
Mayen und die Wahrzeichen seiner Geschichte
Zu Bild 1 und 2: der Mayener Junge und das Mayener Mädche